Ich muss jetzt mal was loswerden. Ehrlich gesagt erschreckt es mich, wie die Gesellschaft bei uns gegenüber diversen Themen blind und taub ist
oder sich blind und taub stellt! Es werden Aktionen gegen Tierversuche in der Kosmetikindustrie gestartet, aber über das Thema Ausbeutung von Menschen durch Textilkonzerne hat kein Aas gebloggt. Nicht mal, als es in den Nachrichten kam. Nein, im Gegenteil, es werden weiterhin Primark und H&M-Hauls eingestellt, ich könnte echt kotzen!!!
Ich schätze, es dürfte niemandem entgangen sein, dass in Bangladesh (und nicht nur dort) in diesem und den letzten Jahren viele
Menschen zu Tode gekommen sind, damit man sich bei H&M oder Primark ein Oberteil für 5 Euro kaufen kann? Wusstet ihr, dass
jährlich 2 Millionen T-Shirts aus Bangladesh eingeführt werden?
Für einen Wert von - Achtung - unglaublichen 4 Millionen Euro???
Das heißt ein T-Shirt hat den Wert von 2 Euro!!! Will jemand bitte bei seinem nächsten "Haul" so nett sein und sich überlegen, ob er sich nicht gerade total verarschen lässt und was wohl derjenige, der den Fetzen zusammengenäht hat, davon hat?
Versteht mich nicht falsch, ich möchte auch gut gekleidet sein. Aber nicht für diesen Preis. Es liegt meiner Meinung nach in der Hand der Konzerne, die Produzenten anständig zu zahlen und dafür zu sorgen, dass menschenwürdige Arbeitsbedingungen eingehalten werden. Selbst wenn diese Länder keine so strengen Gesetze haben wie wir, wieso gibt das denn bitte einem Konzern das Recht, diese Menschen derart auszubeuten? Bangladesch ist bekannt dafür, dass in den rund 5.000 Textilfabriken, in denen gut 3,6 Millionen Menschen arbeiten (87 Prozent davon Frauen), die Sicherheitsstandards nicht beachtet werden. Der Grund liegt darin, dass der Bekleidungssektor den Großteil der Exporterlöse Bangladeschs erwirtschaftet und viele Mitglieder des Parlaments selber Fabrikbesitzer sind. Das heißt, es gibt es wenig Kontrolle und viel Bestechung, die von Firmen, wie Primark, Mango, Zara, Tommy Hilfiger, Tchibo, Benetton, H&M, C&A und vielen weiteren gezahlt wird.
3,6 Millionen Menschen, das sind drei Mal so viele Einwohner wie das Saarland hat oder halb Berlin, oder 1/4 von Baden-Württemberg!! Wir nehmen es in Kauf, diese vielen Menschen durch unseren Geiz und Konsumgeilheit auszubeuten und womöglich auch zu töten. Wie mit den Tieren.
Was kann getan werden?
Vom Staat: Führt endlich eine
Unternehmensstrafbarkeit für arbeitsrechtliche Verfehlungen im Ausland ein! Exteritoriale Verfehlungen sind in diesem Bereich im deutschen Gesetz von der Strafverfolgung ausgeschlossen! Es muss endlich aufhören, dass sich internationale Unternehmen aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stehlen können!
Von uns: In erster Linie sollte man ein Bewusstsein dafür entwickeln, woher die Kleidung kommt. Das erste, was ich getan habe, war, mir meinen Kleiderschrank anzusehen. Ich war danach geschockt, wie viele Klamotten ich habe, die aus Bangladesh sind. Und das, obwohl ich etwa 1 Mal in 5 Jahren bei H&M bzw. den o.g. Unternehmen einkaufe. Es gibt so wahnsinnig viele Hersteller (auch teure), dass es nahezu unglaublich ist, welche Preise am Markt mit einem bekloppten Polo-Shirt erzielt werden, das einen Wert von 2 Euro hat. Wir werden hier nach Strich und Faden verarscht!
Ich sage nicht, dass man nie wieder dort kaufen darf, da ich weiß, dass nicht jeder es sich leisten kann, faire Kleidung zu kaufen. Aber ich sage, wenn ihr das nächste Mal meint, ihr "müsst" ein Teil unbedingt haben, denkt kurz darüber nach, ob es tatsächlich so ist, oder nur eine Mode- und Konsumgeilheit befriedigt werden soll. Überlegt, ob Masse = Qualität ist und ob Stil wirklich was damit zu tun hat, billige Klamotten zu horten und zu hoffen, dass man sie gut kombiniert.
Gebt Kleidung weiter und kauft auch gebrauchte Kleidung in Second Hand Shops, auf Kleiderkreisel, bei eBay - es gibt genug Wege, nicht immer wieder die Nachfrage zu erhöhen.
Wer kann, näht sich selbst die Kleidung oder kauft faire Kleidung. Es gibt bekannte Siegel, wie "Fair Wear" zum Beispiel, oder "IVN Best Naturtextil".
So, das war jetzt meine Predigt für heute, ich hoffe, ich habe wenigstens ein paar Menschen zum Nachdenken gebracht.